Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Ich träumte von einem gelben Klettergerüst, das in meiner Grundschulzeit den Pausenhof zierte. Unglaublich groß erschien es uns. Unglaublich erkundungswürdig. Und so tauchten wir ein in die Welt der Piraten, der Räuber und Banditen, ich Robin Hood und du Maid Marian, wir aßen unsere Pausenbrote und befleckten Hosen, Oberteile und Schuhe, bis wir ausgelaugt in den Unterricht schlurfen. Wir genossen Spiele und Duelle, denn das Gerüst war unser Reich, unsere Hochburg kindlichen Eifers. Einmal oben angekommen, gab es kein Zurück mehr, kein Halten, kein Stopp. Nur der flaue Wind, ich, wir und unsere Phantasie. Ein Schiff in unserem Hafen, auf das ich mich freute, und umso mehr in Spannung versetzte, je öfter der Regen klettergerüstfreie Tage garantierte.
Als ich letztens meine ehemalige Schule besuchte, strahlte das Gerüst nicht mehr in seinem leuchtenden gelb. Die Witterung presst ihre Finger auf die Eisenstangen, moosähnliches Grünzeug haftet wie eine Brandwunde an seinen Gliedern. Es steht wie ein Fels im Wasser, wie eine verlassene Liebe am Bahnhof. Es steht und spricht. Aber es erzählt nicht mehr. Und neben ihm auf den Bank, ein Kind, das spielt.(picture by ryan mcginley)
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