Mittwoch, 16. September 2009

worte sind frei.


Manchmal übertrumpfen zufällige Funde anderweitige Erlebnisse eines Tages. So die Novelle von Annemarie Schwarzenberger. "Eine Frau zu sehen" heißt das etwa 75 Seiten schlanke Schreibdebüt der damals 21 Jährigen. Inhaltlich steht die Faszination des (gesellschaftlich) Verbotenen im Vordergrund. Im Skiurlaub verliebt sich die Ich-Erzählerin in eine unbekannte, maskulin wirkende Schönheit. Verzweifelt und erdrückt von ihrer Liebe, räsoniert die junge Verliebte über Abhängigkeit und gegenseitigen Erwartungen von Umwelt und Individuum - ein Geäst aus Normen, Konventionen und gesellschaftlichem Druck.
"Manchmal glaube ich, das Warte nicht mehr ertragen zu können, als fliehe das Leben in diesen Stunden von mir."
Wer mit der Protagonistin mehr als 70 Jahre zurückreist, dem erschließt sich durch das Werk die Fragilität des Sein, wenn gewollt, aber nicht gekonnt wird. Dabei nahm das Wollen stets einen wichtigen Punkt ein im Leben Schwarzenbachs. Sie wollte ihren Weg bestimmen, trotz strikter mütterlicher Einengung in ein Leben, das der jungen Züricherin hinsichtlich Mutter Reneés Ideologie - sie sympathisierte mit den Nazis - nicht behagte. Auch die unerfüllte Liebe zu Erika Mann ließ ihrer mitunter exzessiven Drangperiode keinen Abbruch.
Annemarie Schwarzenberger ist keine (neuzeitliche) Virginia Woolf. Und das, obwohl beide Biografien durchaus von (innerer) Rastlosigkeit durchtränkt sind. Abseits vieler zeitgenössischer Literatur, vereint Woolf und Schwarzenberger jedoch die Qual eines Zwangs, der leider noch in vielen Ländern heimisch ist.

3 Kommentare:

noêlle hat gesagt…

Das hört sich toll an das buch.
Würd ich auch gerne mal lesen.

Frauenzimmer hat gesagt…

kannst mal versuchen ob der uh huh her link jetzt klappt?

Anonym hat gesagt…

annemarie schwarzenbach?
komm mal in der schlüterstraße 31, berlin vorbei, da kannst du fotocollagen über sie bewundern :-)
carolin@nicoundsasha.com