Mittwoch, 18. November 2009

demozone.


Jetzt ist sie da. Die Protestwelle. Überschwemmt Gesagtes, Gedachtes, Gemeintes. Eine kundtuende „Rebellion“, die eigentlich schon früher hätte starten können. Noch bevor Österreichs Studentenlandschaft auf die Barrikaden ging.
Die Proteste sind unübersehbar. Audimaxe werden in Schlafräume umfunktioniert, Plakate und Banner zieren die sonst kahlen Wände der Unigebäude, hie und da versorgen engagierte Studenten ihre Kommilitonen mit Flyern und Infoblättern. Die sonst häufig von Kritikern in den Raum geworfene Protestlethargie löst sich auf im nasskalten Novemberwetter. Am gestrigen Dienstag gingen vielerorts Protestzüge durch die Straßen; in Großstädten wie Köln oder Hamburg verbalisierten die Studierenden Frust und Ärger in Parolen wie „Die Universität ist keine Legebatterie…“.
Rufe. Sitzstreiks. Gegen Studiengebühren, gegen Bologna-Reformen. Gegen das Bachelor –und Mastersystem. Und vor allem gegen soziale Ungleichheit und die damit verbundene gesellschaftliche Selektion. Für diese Einforderungen sind sich die Studenten nicht zu schade. Der Campus erscheint im Lichte der Mobilisierungswellen wie ein Ort des politischen Tableaus. Da stört es nicht, wenn nach einer unbequemen Nacht im Schlafsack der Rücken schmerzt.
Ganz im Gegensatz zu unseren politischen Spitzenkräften, die als Meseberger Kuschelkabinett in federweichen Betten nächtigen – und sich die ein oder andere Weinprobe genehmigten. Wie weit politische Realitäten auseinanderklaffen können, wird nicht nur im Alltag deutlich, wenn Renate Künast ihre Weibskraft auf dem Bauernhof unter Beweis stellt. Nein, es reicht schon, wenn Außenminister Westerwelle die Woche im barocken Prunkschloss als äußerst harmonisch und konstruktiv darstellt. Bezüglich Erkenntnissen, die eigentlich schon waren.
Und hoffentlich auch bald für solche, die eigentlich sein müssten.

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