Mittwoch, 24. September 2008

Leuchtreklame

Sie blinkt und winkt, manchmal glitzert sie oder ist finster gehalten. Und manchmal bringt sie uns zum lachen, staunen, hinschauen- die Werbung. Allein durch die Anregung unserer unterschiedlichsten Gefühle und Assoziationen hat sie es geschafft in unser Gedächtnis einzudringen und ihre Botschaft in uns einzupflanzen. Dabei geht sie streng nach wissenschaftlichen Mustern vor. Die Musik etwa, die man in einer Werbung hören kann oder vielleicht sogar eine klanglose Umwelt wird genau auf seine Wirkung berechnet und ausgetüftelt. Der Aufwand, der beim Produzieren betrieben wird, gleicht schon fast einem kleinen Kinofilm. Mit dieser Akkuratesse soll das bestmögliche Ergebnis geschaffen werden- und das heißt Verkaufen.
Diese unterschiedlichsten Formen unterstreichen geradezu ihre Geistlosigkeit. Werbung muss sich in Schwulst verhüllen, muss in Bombast verfallen, muss den Ton der Vornehmkeit sprechen, nur um abzulenken von der Gestaltlosigkeit. Eines ist vor allem bemerkenswert: in jeder Werbung wird der Versuch unternommen, durch eine bestimmte Assoziation mit dem potentiellen Kunden in Kontakt zu treten. Erst mit wagen Assoziationen schafft Werbung es erst, uns anzusprechen. Ihr Appell an Frohsinn, Freunde und Feierlichkeit drückt sich aus in Momentaufnahmen persönlicher Erfahrungen. Es wird mit Bruchstücken des Leben gespielt, mit Fragmenten ein Gebäude errichtet. Darauf beruht die Werbung! Allein darauf kann sie bestehen! Und sie muss doch irgentwie funktionieren... Aber der Mensch ist doch nicht immer der, der Rotkäppchen-Sekt trinkt oder ständig den Sonnenaufgang durch ein neu erfundenes Schiebedach erblickt. "Ich bin doch nicht blöd" und "Geiz" ist sowieso geil. Werbung ist rücksichtslos, vereinnahmend, hemmungslos in ihrer Intoleranz. Was wird aus unseren Erlebnissen, wenn sie von der Werbung ausgeschlachtet werden? Wissenschaftler brüten darum, uns mit unseren eigenen Empfindungen zu schlagen- sie als kollektives Gut zu preisen und aus diesen heraus den Mensch doch nur als facettenlosestes unter den Geschöpfen zu erniedrigen. Wo ist die Luft zum Atmen, wenn doch alles in einem angehaltenen Augenblick eingeschweißt wird- akkurat desinfiziert für die doch eigentlich "schmutzige" Welt? Der Mensch darf nicht an dieses stupide Idealistentum glauben, wie es von der Werbung transportiert wird und darf sich auch nicht seine Momente stehlen lassen, obwohl Mammon seine Finger ordentlich im Spiel hat. Das Muss, das Werbung unweigerlich transportiert, ist da. Es gibt keine Wahl in der Werbung; "Nimm mich- nicht die anderen!" Wo ist der Lebensstil, der eine Wahlmöglichkeit einschließt, wo ist vor allem die Ehrlichkeit? DIe Ehrlichkeit zu sagen, du kannst mit uns Spaß haben, nicht du wirst. Der Konsum ist der Zweck, Werbung das MIttel und Profit das Ziel - eine schnurgerade Linie, von Wissenschaftlern durch Fragmente des Lebens prachtvoll inszeniert; prachtvoll? Prachtvoll ist es, den Sonnenaufgang anzusehen, mit Freunden zu Feiern! Aber das auch nur mit leibhaftiger Ehrlichkeit!  

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